Alte Kletterrose schneiden, damit sie wieder von unten blüht

Ich bin vor kurzem in ein Haus gezogen, wo seit ca. 10 Jahren eine Kletterrose wächst. Sie ist bestimmt seit gut 7 Jahren nicht mehr gepflegt worden. Oben hat sie den ganzen letzten Sommer wunderschön und viel geblüht, aber im unteren Drittel gar nicht. Sie ist dort auch sehr verholzt, hat sehr viele Dornen, allerdings nicht die typischen „Rosendornen“ sondern dünnere und längere und trägt dort auch nur noch Früchte.

Meine Frage: Muss ich im nächsten Frühjahr die Rose komplett runterschneiden und somit auch den blühenden Teil abschneiden, damit sie wieder von unten blüht? Oder ab jetzt nur den oberen Teil pflegen und zuschneiden?

Kletterrosen schneiden.

Gapt-Gartenberater:

Kletterrosen schneidet man eigentlich nicht radikal – sie heißen ja Kletterrosen, weil sie klettern sollen! Nur das Verblühte abschneiden, das Totholz raus und die Triebe (durch den Schnitt) dahin leiten, wo Sie sie hin haben wollen. Das funktioniert, indem man sich mitten in einem Ast ein Rosenauge aussucht, das in die Richtung zeigt, in die ein neuer Trieb wachsen soll. Wenige Millimeter darüber schneidet man dann ab und der neue Trieb wächst genau dort hin. Ein Rosentrieb dreht sich ja nicht extrem zur Sonne, wie andere Pflänzchen, sondern zusätzlich nur nach oben. Und es sind genau die obersten Augen, die am schnellsten wachsen. Störrische Triebe, die diesem Prinzip nicht ganz gehorchen, können Sie später zur gewünschten Seite binden.

Aber Kletterrosen sind genau so schnittresistent, wie alle anderen Rosensorten. Und auch sie treiben wieder aus uraltem Holz aus, auch wenn kein Rosenauge mehr zu erkennen ist. Sie können also Ihre Rose schneiden wie Sie wollen, sie freut sich sogar darüber.

Wenn aber im unteren Drittel Ihrer Rose Früchte wachsen, hat sie dort auch geblüht. Denn ohne Blüte geht’s nicht! Demnach folgern wir, dass Sie die Rose unten dichter bekommen wollen, ohne die kaschierte Wand (oder was immer es sein mag) freizugeben, richtig? Dahinter sieht es nämlich meistens nicht so toll aus. Grüne Algen, grauer Schmutzbelag, Kratzspuren vom Wind und abgefallener Putz oder morsche Bretter sind dabei die Klassiker.

Deshalb eine andere Lösung; Schneiden Sie nur ein, zwei Äste in der Mitte der Rose herunter und lassen Sie den Rest der hohen Triebe weitgehend in Ruhe. Die gekürzten Stengel werden wahrscheinlich im Frühjahr viel langsamer austreiben und weiterwachsen, als die hohen Triebe. Denn nach dem Prinzip der Saftwaage bekommt das oberste Blattwerk die beste Versorgung. Demnach können sie die hohen Triebe noch einkürzen, um das Wachstum von unten noch ein wenig zu fördern. So wird der radikal gekürzte Teil wieder von unten austreiben und relativ schnell mit seinem Blattwerk das Verholzte verdecken. Im nächsten Jahr sind dann die nächsten hohen Triebe zum Rückschnitt freigegeben. So werden Sie immer eine blühende Wand vor sich haben, sie setzt aber immer tiefer an. Nennen wir es also einen zeitversetzten Verjüngungsschnitt.

Gapt Gartenberater: Benutzen Sie zum Schneiden von einzelnen Trieben eine scharfe Rosenschere. Unser Favorit ist die Felco 2, auch deshalb, weil man dafür Ersatzteile wie Klingen und Federn nachkaufen kann. Zum Schneiden von Formen empfehlen wir eine manuelle Handheckenschere.

Scroll to Top