Rasen vertikutieren: Was ist das? Wie geht das?

Wer sich einen schönen Rasen erhalten will, sollte ihn regelmäßig vertikutieren. In unserer Anleitung beschreiben wir von den Grundlagen, über die Ausführung bis hin zu den Nacharbeiten alle wichtigen Schritte.

Grundlagen der Rasenpflege

Bevor wir auf Sinn und Nutzen des Vertikutierens eingehen, zunächst einige Grundlagen, die jeder Hobbygärtner über die Rasenpflege wissen sollte. Zu den Basics der Rasenpflege gehört das regelmäßige Mähen. Es fördert das Wachstum niedriger, dichter Grasbüschel und verhindert die Ausbreitung von Unkraut. 

Durch regelmäßiges Mähen wird verhindert, dass sich Flugsamen im Boden festsetzen. Bereits vorhandene Unkräuter kommen nicht zur Blüte und können keine Samen ausbilden. Da die Rasenfläche schnell abtrocknen kann, wird sie nicht von Moos besetzt. 

Ein zu langer Rasen kann dazu führen, dass die untersten Grasblätter gelb werden, da sie nicht genügend Licht erhalten. Ein frisch gemähter Rasen ist nicht nur optisch ansprechend, sondern auch eine Freude für den Gärtner.

Rasen vertikutieren

Was ist Vertikutieren?

Der Ausdruck „Vertikutieren“ stammt ursprünglich aus dem Englischen und ist aus den Wörtern „vertical“ (aufrecht) und „cut“ (Schnitt) zusammengesetzt. Damit wird also das vertikale Anritzen der Grasnarbe bezeichnet, um Unkraut und Moos zu entfernen und den Boden besser zu belüften. 

Bei kleineren Flächen kann man hierzu eine engzahnigen Harke und für größeren Flächen einen Vertikutierer verwenden. Ein Vertikutierer ist mit einem rotierenden Federstahlmesser ausgestattet, das senkrecht in den Boden schneidet. Dabei wird Moos und abgestorbenes Gras geschnitten und in einem Fangkorb gesammelt. Meist kann die Schnitttiefe über die Radhöhe oder die Messereinstellungen vorgenommen werden. Vertikutierer gibt es als rein mechanische Geräte oder mit einem elektrischen bzw. einem Benzinmotor. 

Normalerweise wird empfohlen, dass die Messer nur ca. 2 bis 3 Millimeter tief in die Grasnarbe schneiden. Dabei fährt man in Bahnen – einmal quer und einmal längs – über den gesamten Rasen. Hier sollte man immer in einer gleichmäßigen Geschwindigkeit – ohne Pausen – fahren, damit man die Grasfläche nicht an einer Stelle übermäßig verletzt.

Sinn und Nutzen des Vertikutierens

Der Sinn des Vertikutierens ist den Boden für den Rasen wieder luftiger zu machen und abgestorbene Pflanzenteile – wie Rasenfilz, Moos, Blättern etc. – zu entfernen. Unter Rasenfilz versteht man teilweise schon zersetzte Pflanzenreste, die sich auf der obersten Bodenschicht ansammeln. Je mehr Rasenfilz sich ansammelt, desto schlechter gedeiht der Rasen. Da er – ähnlich wie Mulch – Feuchtigkeit gut speichert, begünstigt er die Vermoosung der Rasenfläche. Insofern dient das Vertikutieren auch dazu, dass der angesäte Rasen wieder üppiger nachwachsen kann.

Wann und wie oft vertikutiert man?

Um den eigenen Rasen kräftig und gesund zu erhalten, wird empfohlen, ihn mindestens zweimal im Jahr zu vertikutieren. Beim ersten Mal bietet sich das Frühjahr an, da der Rasen nun kurz vor seinem Wachstumsschub steht, der in der warmen Jahreszeit einsetzt. Das zweite Mal kann im Herbst erfolgen, um den Rasen gesäubert und erneuert auf die Winterruhe vorzubereiten. 

Günstig ist an diesen Jahreszeiten, dass es öfter regnet. Damit spart man sich Wasser, wenn man an kahlen Stellen neuen Rasen nachsät. Zudem verschafft man dem Rasen einen Wachstumsvorteil, wenn zweimal im Jahr Unkräuter entfernt werden, was ihn kompakter und dichter macht.

Welche Vorbereitungen sind nötig?

Bevor man anfängt zu vertikutieren, ist ein Rasenschnitt auf einer niedrigen Stufe angesagt. Zudem sollte man auf ein trockenes Wetter warten, d. h. der Boden sollte nicht zu feucht sein. Ein nasser Boden ist oftmals zu weich – sprich man könnte beim Vertikutieren auch das Gras selbst herausreißen. 

Sollte es einige Tage vorab noch regnen, kann man die Zeit auch zum Unkraut jäten nutzen. Brennnessel, Ackerdistel, Spitzwegerich und Giersch man mit der Hand jäten. Falls sich bereits Löwenzahn angesiedelt hat, kann man die Wurzeln mit einem Löwenzahnzieher herausholen. Falls Quecken vorhanden sind, schneidet man sie mit einem Messer ab.

Für größere Flächen sollte ein mechanischer oder motorbetriebener Vertikutierer bereitstehen. Da man an kleine Ecken und verwinkelte Abschnitte damit nicht herankommt, ist zudem ein Handvertikutierer praktisch. Ist am Vertikutierer kein Fangkorb vorhanden, sollte man einen Rechen und einen Federbesen zur Hand haben, um den Rasen anschließend zu säubern. Falls Rasen noch nachgesät werden muss, braucht es noch Samen und etwas Dünger.

Rasen vor dem Vertikutieren
Rasen vor dem Vertikutieren (A. Goerrings @wikimedia)

Anleitung: Wie vertikutiert man?

Beim Vertikutieren des Rasens werden zunächst alle Ränder und Grenzflächen mit einem Handvertikutierer bearbeitet. Unerwünschtes Material von der Grasnarbe auf größeren Flächen wird durch wiederholtes Hin- und Herbewegen des Gerätes entfernt. Dieser Vorgang ist sehr aufwändig und muss aus verschiedenen Richtungen – einmal in der Längs- und einmal in der Querrichtung – durchgeführt werden, bis fast nur noch der blanke Boden zu sehen ist.

Beim Einsatz eines motorbetriebenen Vertikutierers wird in gleicher Weise vorgegangen. Das Gerät wird ebenfalls in zwei Richtungen über die Rasenfläche geführt, bis kaum noch Rasenfilz austritt. Wichtig ist, dass die Fläche nach jedem Durchgang von abgestorbenem Pflanzenmaterial befreit wird. In der Regel sind insgesamt drei bis vier Durchgänge ausreichend, wobei hartnäckige Stellen manuell nachbearbeitet werden können.

Vertikutierer

Nach dem Vertikutieren darf kein Rasenfilz oder abgestorbenes Material mehr vorhanden sein und die Oberfläche muss nach dem Abtrocknen eine gleichmäßige Färbung ohne Flecken aufweisen. Nach dem Vertikutieren wird ein Federbesen mit ausreichendem Druck über die Fläche geführt, um letzte Reste zu entfernen. Kleinere Moosreste können mit einem Metallbesen abgekratzt werden.

Es ist oft überraschend, wie viel Material dabei entfernt wird, und das anfängliche ackerähnliche Aussehen kann ungewohnt sein. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass sich der Rasen innerhalb von wenigen Wochen wieder erholt und üppiger und schöner aussieht als zuvor.

Im Großen und Ganzen ist das Vertikutieren eine gründliche und intensive Arbeitsmethode, um den Rasen in einem gesunden und attraktiven Zustand zu erhalten. Obwohl das Vertikutieren viel Zeit und Arbeit in Anspruch nimmt, lohnt sich der Aufwand, denn das Ergebnis ist ein dichterer und kräftigerer Rasen, der weniger anfällig für Schädlinge und Krankheiten ist.

Sinnvolle Nacharbeiten 

Nach dem Vertikutieren ist eine sorgfältige Pflege des Rasens entscheidend für ein gesundes Wachstum und ein gutes Aussehen. Dies beginnt mit der Nachsaat von Rasen an kahlen Stellen und – falls erforderlich – mit einer zusätzlichen Düngung. Wichtig ist eine gleichmäßige Verteilung der Samen und Nährstoffe, damit der Rasen später gleichmäßig wächst. Auf diese Weise können kahle Stellen wiederbelebt und ein gleichmäßiges Grün im Rasen erzielt werden.

In den ersten zwei Wochen nach der Aussaat ist eine kontinuierliche Bewässerung der Saat unerlässlich. So wird sichergestellt, dass die Grassamen keimen und nicht austrocknen und absterben. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich unerwünschte Pflanzen wie Unkräuter im Boden ansiedeln und den Rasen verderben.

Rasen nach der Reinigung, Düngung, Einsamung
Rasen nach der Reinigung, Düngung, Einsamung (A. Goerrings @wikimedia)

Ein weiterer Aspekt ist der Zeitpunkt, zu dem das erste Mal gemäht wird. Es wird empfohlen, den neuen Rasen erst zu mähen, wenn er etwa 7 cm hoch ist. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass alle Samen fest im Boden verankert sind und nicht durch den  Rasenmäher aus dem Boden gezogen werden.

Die Bewässerung spielt dabei eine doppelte Rolle: Sie hält das Saatgut nicht nur feucht und fördert die Keimung, sondern verhindert auch, dass das Saatgut an windigen Tagen weggeweht wird. Bei trockenem Wetter in der ersten Woche ist daher eine regelmäßige Bewässerung zu empfehlen.

Um das Wachstum des Rasens nicht zu stören, sollte der Rasen in den ersten Wochen nach der Aussaat so wenig wie möglich betreten werden. Um sicherzustellen, dass auch die tieferen Bodenschichten genügend Feuchtigkeit erhalten, ist eine gründliche Bewässerung unerlässlich. Auf diese Weise können Sie sicher sein, dass sich Ihr Rasen optimal entwickelt und sein volles Potenzial entfalten kann.

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