Abmoosen: Pflanzen wie Absenker vermehren

Das Abmoosen ist eine uralte Technik zur Vermehrung bestimmter Gehölze, die Absenker bilden. Im Folgenden wollen wir Ihnen zeigen, was genau das Abmoosen ist und wie man es auch heute noch mit modernen Hilfsmitteln anwenden kann.

Welche Pflanzen sind zum Abmoosen geeignet

Die Natur kennt viele Methoden, um Pflanzen zu vermehren. So bilden manche Gehölze sogenannte Absenker, also Äste, die den Boden berühren. Sobald der Ast den Boden berührt, beginnt er zu wurzeln.

Wenn er genügend Wurzeln gebildet hat, kann er sich selbst versorgen und wird unabhängig von der Mutterpflanze. Lässt man ihn weiter wachsen, kann er sich auch zu einem neuen Strauch entwickeln. Beispiele dafür sind die Forsythie oder die Feige.

Vermutlich ist diese Art der Vermehrung auch ein Schutzmechanismus der Gehölze. Denn in der Natur kommt es immer wieder vor, dass Stürme Gehölze umknicken oder ein Erdrutsch Pflanzen unter sich begräbt. Die Pflanze stirbt dann nicht sofort ab, sondern kann an anderer Stelle wieder austreiben und überleben.

Abmoosen Pflanzen wie Absenker vermehren
Plastikflasche im Wald gefunden: Damit wird es funktionieren.

Woher kommt der Ausdruck Abmoosen?

Wenn der Mensch die Natur beobachtet, kann er von ihr lernen, d. h. sich diese Art der Vermehrung zunutze machen. Beim Abmoosen geht es also im Wesentlichen darum, einer Pflanze vorzutäuschen, dass es sich bei einigen Trieben um Absenker handelt, die Wurzeln bilden sollen.

Der Begriff „Abmoosen“ stammt von einer alten Technik, bei der Moos zur Wurzelbildung verwendet wurde. Dabei wurde feuchtes Moos um einen Zweig gewickelt und anschließend mit gefettetem Leder umwickelt.

Moos hat die Eigenschaft, Feuchtigkeit lange zu speichern und so dem Ast vorzutäuschen, dass er in Erde steckt und wurzeln kann. Darüber hinaus wird dem Moos die Eigenschaft zugeschrieben, das Wachstum fremder Wurzeln anzuregen und zu fördern.

Das Moos soll den umhüllten Pflanzenteil zur Wurzelbildung anregen, obwohl er sich nicht im Boden befindet.

Pflanzen durch Abmoosen vermehren

Heutzutage wird für das Abmoosen nicht mehr mit Moos und Leder umwickelt, sondern es werden einfachere Methoden verwendet. Eine Möglichkeit besteht darin, einen Zweig mit einem mit feuchter Erde gefüllten Plastiksack zu umwickeln und diesen festzuziehen.

Da Absenker auch in „normaler“ Erde wurzeln, braucht man kein Moos zu sammeln. Wir wollen die Pflanze täuschen – sie soll denken, dass dieser spezielle Zweig Bodenkontakt hat und nun Wurzeln treiben soll.

Eine durchsichtige Tüte hat den Vorteil, dass man von außen sehen kann, ob und wie viele Wurzeln sich darin bilden. Man kann auch einen Plastikbecher oder etwas Ähnliches nehmen – eigentlich alles, womit man feuchte Erde an dieser Stelle festhalten kann.

Wie lange dauert das Abmoosen und die Wurzelbildung?

Die Dauer der Wurzelbildung ist von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich. Es kann 3 bis 6 Wochen, aber auch mehrere Monate dauern, bis sich genügend Wurzeln gebildet haben.

Sobald die Wurzeln gut sichtbar sind, schneiden Sie den Zweig an dieser Stelle ab. Beachten Sie aber, dass die gebildeten Wurzeln meist nicht ausreichen, um einen längeren Zweig mit vielen Blättern zu versorgen.

Schneiden Sie daher den Zweig auch oberhalb der Abmoos-Stelle ab und lassen Sie nur wenige Blätter stehen, um die Verdunstungsfläche zu verringern. So wird verhindert, dass der Setzling zu schnell austrocknet und verkümmert.

Abgemoosten Teil einpflanzen

Pflanzen Sie den ausgetriebenen Teil des Gehölzes in den Boden und achten Sie dabei auf optimale Standort- und Bodenverhältnisse. Geben Sie dem Setzling vor allem am Anfang ausreichend Wasser, damit er nicht austrocknet und sich die Wurzeln weiter ausbreiten können.

Die Bewurzelung ist sicherer als bei der Stecklingsvermehrung: Die bewurzelten Pflanzen wachsen gut an. Bei Stecklingen kommt es leider häufiger vor, dass sie nach der Pflanzung eingehen, d. h. man muss mit relativ viel Ausschuss rechnen.

Pflege der bewurzelten Pflanze nach dem Einpflanzen

Nachdem Sie den abgemoosten Teil der Pflanze erfolgreich in den Boden eingepflanzt haben, ist die richtige Pflege wichtig für das langfristige Wachstum und die Gesundheit der neuen Pflanze.

Standortwahl und Bodenbeschaffenheit: Wählen Sie einen geeigneten Standort mit der richtigen Lichtmenge für die spezifische Pflanzenart. Einige Pflanzen bevorzugen volle Sonne, während andere Halbschatten oder sogar Schatten bevorzugen.

Stellen Sie sicher, dass der Boden gut durchlässig ist, um Staunässe zu vermeiden. Die meisten Gehölze bevorzugen einen leicht sauren bis neutralen pH-Wert.

Bewässerung: Direkt nach dem Einpflanzen sollten Sie die neue Pflanze gründlich wässern, um sicherzustellen, dass die Wurzeln gut mit dem Boden in Kontakt kommen.

In den ersten Wochen ist eine regelmäßige Bewässerung wichtig, insbesondere bei trockenen Wetterbedingungen. Die Erde sollte immer leicht feucht, aber nicht nass sein.

Nach der Etablierungsphase kann die Bewässerung reduziert werden, abhängig von der Pflanzenart und den Wetterbedingungen. Achten Sie darauf, dass die Pflanze während Trockenperioden ausreichend Wasser erhält.

Düngung: Beginnen Sie mit der Düngung erst, wenn die Pflanze Anzeichen von neuem Wachstum zeigt, normalerweise einige Wochen nach dem Einpflanzen.

Verwenden Sie einen ausgewogenen Dünger oder einen spezifischen Dünger, der auf die Bedürfnisse der Pflanze abgestimmt ist. Beispielsweise benötigen blühende Gehölze oft einen phosphorreichen Dünger.

Düngen Sie regelmäßig während der Wachstumsperiode (Frühling bis Herbst), um die Pflanze mit den notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Im Winter sollte die Düngung reduziert oder ganz eingestellt werden.

Schnittmaßnahmen: Ein leichter Rückschnitt unmittelbar nach dem Einpflanzen kann helfen, die Verdunstungsfläche zu reduzieren und die Pflanze zu ermutigen, Energie in die Wurzelbildung zu investieren.

Entfernen Sie beschädigte oder kranke Äste sofort, um die Gesundheit der Pflanze zu erhalten.

Regelmäßige Schnitte fördern eine buschige und kompakte Wuchsform. Der optimale Zeitpunkt für den Schnitt hängt von der jeweiligen Pflanze ab; informieren Sie sich daher über die spezifischen Anforderungen Ihrer Pflanze.

Schädlings- und Krankheitskontrolle: Überwachen Sie die Pflanze regelmäßig auf Anzeichen von Schädlingen oder Krankheiten. Achten Sie auf ungewöhnliche Flecken, Verfärbungen oder Veränderungen im Wachstum.

Bei Befall oder Erkrankung sollte schnell gehandelt werden. Biologische und chemische Behandlungsmöglichkeiten können je nach Situation eingesetzt werden.

Mulchen: Eine Schicht Mulch um die Basis der Pflanze hilft, die Feuchtigkeit im Boden zu bewahren und Unkrautwuchs zu reduzieren.

Mulchen schützt auch die Wurzeln vor extremen Temperaturschwankungen und verbessert die Bodenstruktur.

Durch die sorgfältige Beachtung dieser Pflegeanleitungen wird Ihre abgemooste Pflanze gut anwachsen und sich zu einem gesunden und kräftigen Gehölz entwickeln. Mit der richtigen Pflege können Sie sich lange an Ihrer neuen Pflanze erfreuen und die natürliche Schönheit in Ihrem Garten genießen.

Häufige Fehler und wie man sie vermeidet

Beim Abmoosen gibt es einige typische Fehler, die den Erfolg der Vermehrung beeinträchtigen können. Im Folgenden werden diese Probleme beschrieben und Lösungen sowie Präventionstipps gegeben, um ein erfolgreiches Abmoosen zu gewährleisten.

  1. Unzureichende Feuchtigkeit:
    • Problem: Die Umgebung des abgemoosten Bereichs trocknet aus, was die Wurzelbildung behindert oder komplett verhindert.
    • Lösung: Stellen Sie sicher, dass die umwickelte Erde oder das Substrat stets feucht bleibt. Überprüfen Sie regelmäßig die Feuchtigkeit und wässern Sie nach Bedarf.
  2. Unsachgemäße Umwicklung:
    • Problem: Die Umwicklung mit der Plastiktüte oder dem Substrat ist nicht fest genug, wodurch Luft eindringen und die Feuchtigkeit entweichen kann.
    • Lösung: Wickeln Sie den Ast fest mit der Plastiktüte oder einem ähnlichen Material und stellen Sie sicher, dass keine Luft eindringen kann. Verwenden Sie Bindedraht oder Gartenschnur, um die Umwicklung sicher zu fixieren.
  3. Falsche Platzierung des Abmoosens:
    • Problem: Der Ast oder Trieb wird an einer ungünstigen Stelle abgemoost, wo die Wurzelbildung schwierig ist.
    • Lösung: Wählen Sie einen gesunden, kräftigen Ast, der nicht zu jung oder zu alt ist. Achten Sie darauf, dass der Ast nicht zu dick oder zu dünn ist, idealerweise etwa bleistiftdick.
  4. Ungeduld:
    • Problem: Zu frühes Entfernen der Umwicklung oder Abtrennen des Astes, bevor ausreichend Wurzeln gebildet sind.
    • Lösung: Haben Sie Geduld und warten Sie, bis eine ausreichende Menge an Wurzeln sichtbar ist. Dies kann je nach Pflanzenart mehrere Wochen bis Monate dauern.

Tipps für ein erfolgreiches Abmoosen sind:

  1. Sorgfältige Planung und Auswahl:
    • Planen Sie den Prozess im Voraus und wählen Sie geeignete Pflanzen und Äste aus, um die Erfolgschancen zu erhöhen.
  2. Regelmäßige Kontrolle:
    • Überprüfen Sie den Fortschritt regelmäßig, um sicherzustellen, dass die Feuchtigkeit stimmt und keine Anzeichen von Schädlingen oder Krankheiten vorhanden sind.
  3. Schutz vor extremen Wetterbedingungen:
    • Schützen Sie den abgemoosten Bereich vor extremen Wetterbedingungen wie starkem Regen, Wind oder intensiver Sonne, die die Feuchtigkeit und Integrität der Umwicklung beeinträchtigen könnten.
  4. Dokumentation des Prozesses:
    • Führen Sie eine Dokumentation des Abmoosens, um aus Erfahrungen zu lernen und den Prozess bei zukünftigen Versuchen zu optimieren.

Indem Sie diese typischen Fehler vermeiden und die genannten Präventionstipps beachten, können Sie die Erfolgsrate beim Abmoosen deutlich erhöhen und gesunde, kräftige neue Pflanzen in Ihrem Garten heranziehen.

Vor- und Nachteile des Abmoosens

Das Abmoosen ist eine faszinierende und effektive Methode zur Pflanzenvermehrung, die sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt. Vorteile des Abmoosens sind …

Hohe Erfolgsrate: Beim Abmoosen bleibt der abgemooste Teil während der Wurzelbildung mit der Mutterpflanze verbunden, was die Erfolgsrate erhöht. Die Pflanze erhält weiterhin Nährstoffe und Wasser von der Mutterpflanze, was die Chancen auf eine erfolgreiche Wurzelbildung verbessert.

Kein Bedarf an spezieller Ausrüstung: Das Abmoosen erfordert keine teure oder spezielle Ausrüstung. In der Regel genügen einfache Materialien wie Plastikfolie, Erde oder Moos und Bindematerialien.

Vermehrung von schwer zu bewurzelnden Pflanzen: Pflanzen, die schwer durch Stecklinge oder Samen zu vermehren sind, lassen sich oft erfolgreich durch Abmoosen vermehren. Dies ist besonders bei Gehölzen wie Rhododendren oder Feigen der Fall.

Erhalt der genetischen Eigenschaften: Da es sich beim Abmoosen um eine vegetative Vermehrung handelt, bleiben die genetischen Eigenschaften der Mutterpflanze erhalten. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn spezifische Merkmale wie Blütenfarbe oder Fruchtqualität beibehalten werden sollen.

Wenig Pflegeaufwand während der Wurzelbildung: Der abgemooste Teil benötigt während der Wurzelbildungsphase wenig zusätzliche Pflege, da er weiterhin von der Mutterpflanze versorgt wird.

Nachteile des Abmoosens sind …

Zeitaufwendig: Das Abmoosen kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Je nach Pflanzenart kann es Wochen bis Monate dauern, bis sich ausreichend Wurzeln gebildet haben.

Begrenzte Anzahl von Pflanzen pro Mutterpflanze: Im Vergleich zu Samenvermehrung oder Stecklingen kann pro Mutterpflanze nur eine begrenzte Anzahl von abgemoosten Pflanzen erzeugt werden. Dies begrenzt die Produktionskapazität.

Platzbedarf: Da die abgemoosten Teile während der Wurzelbildungsphase mit der Mutterpflanze verbunden bleiben, benötigen sie zusätzlichen Platz im Garten oder Gewächshaus.

Nicht für alle Pflanzen geeignet: Nicht alle Pflanzenarten eignen sich gut für das Abmoosen. Manche Gehölze und Stauden bilden nur schwer Wurzeln an ihren Ästen, wodurch andere Vermehrungsmethoden vorzuziehen sind.

Fazit

Das Abmoosen ist eine natürliche und effiziente Methode zur Vermehrung bestimmter Gehölze in Ihrem Garten. Mit etwas Geduld und der richtigen Technik können Sie sich über viele neue, gesunde Pflanzen freuen, die Ihr grünes Paradies bereichern.

Diese Methode ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, Pflanzen zu vermehren, insbesondere solche, die sich auf andere Weise nur schwer vermehren lassen. Die hohe Erfolgsrate und die Erhaltung der genetischen Eigenschaften sind klare Vorteile. Die Moosvermehrung ist jedoch zeitaufwändig und nicht für alle Pflanzenarten geeignet. Mit der richtigen Planung und Pflege können die Vorteile überwiegen, sodass Gärtner erfolgreich neue, gesunde Pflanzen züchten können.

Diese Methode eignet sich gut für Gehölze und Sträucher, die von Natur aus dazu neigen, an ihren Zweigen Wurzeln zu bilden. Pflanzen wie Forsythien, Feigen und Hortensien profitieren besonders von dieser Methode. Für andere Pflanzenarten wie Eichen und Kiefern sind alternative Vermehrungsmethoden wie Stecklinge, Samenvermehrung oder Pfropfung oft effektiver. Wenn Sie die richtige Vermehrungsmethode für jede Pflanzenart wählen, können Sie erfolgreich neue Pflanzen in Ihrem Garten züchten und pflegen.

Viel Spaß beim Abmoosen!

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